40 Jahre und kein bisschen Leise.

Für jeden Kollegen ist das 40 jährige Dienstjubiläum etwas ganz Besonderes, an dem man mit unterschiedlichen Gefühlen auf die letzten vier Jahrzehnte zurückblickt….

Mit Freude und auch Stolz tun dies die Kolleginnen und Kollegen der  Motorradstaffel der Polizei Hamburg im April diesen Jahres!

Seit nunmehr 40 Jahren brummen die alten Motorräder der Motorradstaffel der Polizei Hamburg  (Baujahr 1954 – 1964) im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit auf Veranstaltungen in Hamburg, sowie im In- und Ausland.  Ziel war und ist es, unsere Bürger auf diese besondere Art zu erreichen, ihnen etwas Sehenswertes zu präsentieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Dies wurde von den Zuschauern in all den Jahren immer gerne angenommen.

Ob es nun die ältere Generation ist, die beim Anblick der Motorräder in nostalgischen Erinnerungen schwelgt und erzählt „damals fuhr ich auch so ein Motorrad“ oder „ich erinnere mich noch genau, wie die „weißen Mäuse“ damals in Hamburg Streife fuhren oder aber „Biker“ mit den Kollegen über die Technik fachsimpeln möchten oder alltäglich Probleme geschildert werden, mit denen die Leute die Kollegen der Revierwachen nicht „belasten“ wollen (O-Ton!)  oder auch die junge Generation  versucht, durch Gespräche einen Einblick in den Beruf des Polizeibeamten zu bekommen.

Da die Mitglieder der Motorradstaffel aus allen Bereichen der Hamburger Polizei kommen (u. a. Bereitschaftspolizei, Reviervollzug, Wasserschutzpolizei, LKA, Verkehrsdirektion), gibt es praktischerweise für jeden interessierten Zuschauer einen fachkompetenten Ansprechpartner.

Doch wie hat alles angefangen?

1977 erhielt der PK Karl-Heinz „Jogi“ Wagner gemeinsam mit dem PHM Walter Aukthun den Auftrag, eine Motorradstaffel aufzubauen, die fahrerisches Können mit Akrobatik verbindet und die ihre Kunststücke unter anderem bei der Hallensportschau (Polizeishow) vorführen sollte. Hierfür wurden aus den damals 5 Verkehrsstaffeln und dem Aufklärungszug der 4. Hundertschaft insgesamt 12 Kollegen „abkommandiert“ und in den Monaten April bis Oktober jeden Dienstag fleißig trainiert. Durch dieses intensive Training haben sich die Kollegen viel Können angeeignet und damit die Basis der Motorradstaffel gebildet.

Im Sattel sitzen noch heute einige dieser „Gründungsmitglieder“, welche sich im April 1977 erstmalig im Wirtschaftsgebäude der LBP trafen. Die damaligen jungen PM und POM sind heute schon Pensionäre aber einige von ihnen sind der Motorradstaffel treu geblieben, fahren immer noch aktiv mit oder haben wichtige Aufgaben im Hintergrund übernommen.

Aber auch die folgenden Generationen der Mitglieder der Motorradstaffel sind mit großem Engagement dabei und geben alles, damit diese Tradition der Hamburger Polizei weiter leben kann.

Und dafür muss noch jede Menge außerhalb des Trainings geregelt, veranlasst und gemacht werden.

Zum Beispiel die Instandhaltung der Kräder, die Pressearbeit, die Gestaltung der Internetseite, die Finanzen, die Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen oder Ersatzteilen usw. und so fort.

Diese „Extra-Aufgaben“ werden ausnahmslos in der Freizeit erfüllt, denn zum einen ist unsere  Trainingszeit immer knapp bemessen, um die Ausfallzeiten der Kolleginnen und Kollegen gering zu halten und zum anderen muss zum Training alles geregelt und die Kräder müssen natürlich fahrbereit sein.

Aber nicht nur die geringe Trainingszeit, die uns zu Verfügung steht, vor allem die Tatsache, dass wir keinen geeigneten Trainingsplatz haben, erfüllt uns mit Sorge.

Unser Platz ist leider nicht eben, so dass freihändige Nummern dort nicht geübt werden können geschweige denn, dass ein neuer Kollege sich mal daran versuchen könnte.

Und so zehren wir nach wie vor von dem Können der Kollegen, die noch die trainingsintensive Zeit mitmachen duften und diese Nummern beherrschen.

Aber was hat sich in den 40 Jahren seit der Gründung der Motorradstaffel alles getan?

Zum einen hat sich die Motorradstaffel  als Verein in der „Motorsportabteilung (MSA) der Sportvereinigung Polizei Hamburg (im ADAC)“ organisiert.

Zum anderen hat die Gruppe sich insgesamt vergrößert, so dass nun auch 4er- und 5er-Pyramiden gefahren werden können.

Es werden moderne Mittel wie LED-Beleuchtung und Pyrotechnik für die Shows eingesetzt.

Die Verladetechnik hat sich ebenfalls modernisiert und vereinfacht. Damals wurden die Kräder mit vereinter Kraft entweder über eine Rampe auf den LKW (ohne Hebebühne!) geschoben oder von unseren Trialkünstlern hochgefahren.  Zwischen die Kräder wurden alte Matratzen gestellt, damit während der Fahrt nichts kaputt geht.

1979 in Kiel

Einer unserer Kollegen hat in mühseliger Eigenarbeit Gestelle sowohl für die alten als auch für die neuen Kräder geschweißt, dann wurden Hubwagen angeschafft und seitdem ist das Verladen ein Kinderspiel und die Transportschäden wurden minimiert!

2006 in NRW

2006 in NRW

Die modernste Variante

Auftritt in Holland 2015

Sicherlich gab es schon einige mehr oder weniger schwere Missgeschicke. Doch die Anzahl der Stürze ist im Vergleich zu der Anzahl der Trainingseinheiten und Veranstaltungen verschwindend gering.

Und bis auf wenige Ausnahmen, kamen die Teilnehmer Gott sei Dank mit leichten Verletzungen davon.

Auch das ein oder andere Motorrad hat schon einmal mitten in der Show gestreikt.

Überwogen haben allerdings die Auftritte, die erfolgreich gemeistert wurden und auf welche die Motorradstaffel voller Stolz zurückblicken kann.

Da wäre zum Beispiel ein Auftritt zur „750 Jahrfeier Berlin“ und der damit verbundenen Polizei Sportschau im Olympiastadion. Hier wurde zusammen mit der Motorradstaffel der Polizei Berlin, die es leider nicht mehr gibt, ein Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde für die größte Pyramide „erfahren“.

Pyramide der Berliner und Hamburger Motorradstaffel bei der 750-Jahrfeier Berlin

In den Jahren 2009 und 2013 war die Motorradstaffel dann beim „ROYAL NOVA SCOTIA INTERNATIONAL TATTOO“ in Halifax/ Kanada, eine der größten Militärmusik Veranstaltungen.

ROYAL NOVA SCOTIA INTERNATIONAL TATTOO in Halifax

Ein weiteres Highlight war die Darstellung der Motorradeskorte für den Schah von Persien in dem Film „der Baader-Meinhof Komplex“ im Jahr 2007.

Die „Filmstars“ der Motorradstaffel beim Film „der Baader-Meinhof Komplex“

Dazu kamen viele Auftritte in Deutschland und dem Europäischen Ausland, auf diversen „Polizei-Shows“ , „Militär-Tattoos“, Präventionsveranstaltungen, Stadtfesten, Motorradveranstaltungen und, und, und….

Die Motorradstaffel der Polizei Hamburg mit dem Royal Musikcorps des Sultanats Oman in Garmisch-Partenkirchen

Überall wo sie im „Einsatz“ war, konnte die Motorradstaffel die Stadt Hamburg und deren Polizei eindrucksvoll repräsentieren.

Nicht vergessen wollen wir bei dieser Aufzählung die zahlreichen Auftritte in UNSERER Stadt, wo wir UNSERE Bürger mit unserer Show beeindrucken und begeistern konnten.

Belohnt wird man als Mitglied der Motorradstaffel durch das Publikum, welches bei den unterschiedlichen Veranstaltungen immer wieder auf´s Neue von den Leistungen der Motorradstaffel begeistert ist und dies durch entsprechenden Applaus und manchmal sogar durch „Standing Ovations“ zum Ausdruck bringt.

Das ist dann für uns ein Moment, in dem wir nicht nur Stolz darauf sind, diesen Auftritt gemeistert und das Publikum begeistert zu haben, sondern auch darauf, Hamburger Polizeibeamtin/ -beamter zu sein. Ein Gefühl, dass wohl im alltäglichen Dienst aufgrund der internen und externen Herausforderungen eher im Hintergrund verborgen bleibt.

Diese „stolzen“ Momente geben uns  wiederum neue Motivation für unseren täglichen Dienst.

Polizeishow Hamburg 2014

An dieser Stelle sei jetzt auch einmal ein Dank ausgesprochen an alle Innensenatoren, Staatsräte, Polizeipräsidenten, aber auch an alle Vorgesetzten, die das Bestehen der Motorradstaffel über einen Zeitraum von 40 Jahren ermöglicht haben. Vergessen möchten wir hierbei nicht die Dienststellen, die uns die LKW und heutigen Dienstkräder zur Verfügung stellen und die Dienststellen, die uns bei der Anschaffung von Material behilflich waren/ sind sowie natürlich die vielen Kollegen, die, um eine Teilnahme eines Mitgliedes der Motorradstaffel an einem Auftritt zu ermöglichen, Mehrarbeit auf sich nehmen mussten oder sogar auf eine Freischicht verzichtet haben.

Vielen Dank für Ihre/ eure Unterstützung!

Doch auch diejenigen, die über Jahrzehnte die Verantwortung getragen haben, gebührt Dank! Dem langjährigen Leiter der Motorradstaffel, dem

Rüdiger Spahr und Detlef Schötteldreier

Rüdiger Spahr und Detlef Schötteldreier

EPHK a.D. Rüdiger Spahr

sowie deinem langjährigen Vertreter und Nachfolger, dem

PHK Detlef Schötteldreier,

der sich in diesem Jahr in den wohlverdienten Ruhestand – jedoch nicht von der Motorradstaffel – verabschieden wird.

Vielen Dank an euch, für den Verdienst in der Motorradstaffel!

Julia Meyer und Dirk Goral

Das neue Team an der Spitze bilden:

KHK´in Julia Meyer (seit 1994 in der Motorradstaffel)

und

PHK Dirk Goral (seit 1988 in der Motorradstaffel)

Ein besonderer Dank gebührt aber allen, die jemals in der Motorradstaffel waren!

Jeder einzelne hat mit seinem Engagement, seinen Fähigkeiten und seiner Persönlichkeit die Motorradstaffel geprägt, geformt und weitergebracht!

Vielen Dank, dass ihr euch über den täglichen Dienst hinaus für die Hamburger Polizei engagiert habt und engagiert!

Wir können übrigens Nachwuchs gebrauchen!

Wer  Interesse an dieser Art der Öffentlichkeitsarbeit hat, Motorrad fahren oder/ und turnen kann,  Sportlichkeit, Engagement und Teamgeist mitbringt, ist herzlich willkommen!

die Motorradstaffel der Polizei Hamburg bei der Arbeit

Auch wenn eine eigene Trainingshalle, in der wir wetterunabhängig sicher trainieren und unsere Leistung steigern könnten, wohl erstmal noch ein Traum bleibt, wollen und werden wir diese Tradition mit Gas, viel Herzblut und Hingabe weiter fortführen!

Denn es wäre sehr schade, wenn die einzige Motorradstaffel dieser Art in Deutschland ausstirbt und die Bürgerinnen und Bürger, vor allem aus Hamburg, auf diese Darbietung und auf diese Kontaktmöglichkeit zu ihrer Polizei zukünftig verzichten müssten!

In diesem Sinne….

…wir freuen uns auf die nächsten 40 Jahre!

Ihre / Eure

Eric Diewock, Julia Meyer